Öko-Bau-Dresden
Ökologisches Bauen in Dresden und Umgebung
Öko-Bau-Dresden
Ökologisches Bauen in Dresden und Umgebung
Öko-Bau-Dresden
Ökologisches Bauen in Dresden und Umgebung

 


Der Baustoff Lehm eingestellt: 7/3/06
von: Michael Reisinger
Planungsbüro für desundes Bauen

Ältester und modernster Wandbaustoff
Lehm ist mehr als nur Dreck. Er ist der älteste Baustoff der Welt und zugleich der modernste. Weltweit verlassen sich Menschen seit Jahrtausenden auf den Baustoff Lehm. Die Vorteile sind unbestreitbar: Lehm ist ein natürlicher Baustoff, mit geringem Energieaufwand gewinnbar, leicht ohne komplizierte Technik zu verbauen und er ist ohne chemische Umwandlungsprozesse für unsere Bauindustrie ein sehr hochwertiger Baustoff. Nicht umsonst ist er der verbreitetste Baustoff der Welt.

Charakteristika
Auch andere Eigenschaften werden gerade in unseren hochentwickelten Industrieländern immer mehr geschätzt. So reguliert Lehm hervorragend die Raumfeuchtigkeit, ist hautfreundlich, bindet Schadstoffe und schafft ein gesundes Raumklima. Gerade für Allergiker und Asthmakranke ist die bedingte geringe Staubaufwirbelung ein sehr positiver Sachverhalt.

In Lehmhäusern wird im Sommer wie im Winter eine fast gleichbleibende Raumfeuchte von ca. 50% gemessen. Genau dieser Feuchtigkeitsgrad wird zur Erhaltung der Kulturgüter in Museen gefordert. Für unsere Atmungsorgane und für unser Wohlbefinden ist es die am besten geeignetste Raumfeuchtigkeit. In den meisten Wohnungen besteht ein Reizklima - zu hohe Feuchtigkeiten im Sommer und viel zu niedrige im Winter. Die Folge von zu trockener Luft sind massive Staubansammlungen, die nicht nur unserer Lunge schaden. Bewohner von alten Häusern wissen oftmals nicht, dass sie ein Lehmhaus bewohnen. Wenn sie über ihr Haus sprechen, wird als erstes das gute Raumklima gelobt. Für viele wird der Lehmbau nur in Verbindung mit Fachwerkhäusern gesehen. Auch hat der Lehmbau längst nichts mehr mit "Müsliarchitektur" oder "Ökospinnerei" zu tun. Dafür gibt es bereits zu viele positive Beispiele im privaten sowie im öffentlichen Bereich. Mit Lehm, auch in Verbindung mit anderen Naturmaterialien , lassen sich nicht nur gesunde Wohnhäuser schaffen, sie können auch unter modernsten architektonischen Gesichtspunkten entstehen. Es lässt sich nahezu jede Vorstellung verwirklichen. Für Wandoberflächen bietet er in der modernen Architektur grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Bis hin zu spiegelglatten Oberflächen ist alles ausführbar.
Foto: Beginnende Ausfachung mit Holzschnitzel-Leichtlehm bei der Außenwand

Anwendungsgebiete
Nicht nur für den Neubau ist dieser Baustoff interessant. Ein großes Einsatzfeld ist in bauwerkserhaltenden und bauwerksaufwertenden Maßnahmen sowie im Denkmalschutz zu sehen. Lehmbau wird zunehmend wichtiger und wird bewusster eingesetzt - nicht nur im Selbstbau.
Er eignet sich ideal zum Ausgleichen von Wandunebenheiten in alten Häusern und ist vom Laien unter Anleitung relativ einfach zu verarbeiten. Für die Verarbeitung mit modernen Baumaschinen ist er bestens geeignet. Damit wird Lehm auch in unserer marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft immer interessanter. Beispielsweise in der Schweiz, Frankreich, Holland, Österreich und den USA wird Lehm seit Jahren weit unkomplizierter eingesetzt und geschätzt.

Für Lehm sprechen auch seine Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit. Das älteste erhaltene deutsche Fachwerkhaus stammt aus dem Jahr 1327. Im Jemen gibt es sogar 3600 Jahre alte Lehmhäuser. Ein Massivlehmhaus in Dothen, Kreis Jena, stammt aus dem Jahre 1592. Auch das Hauptgebäude der Frankeschen Stiftung in Halle mit 141m Länge und fünf Stockwerken steht seit 230 Jahren sicher an Ort und Stelle. Man sieht, auch in Deutschland wurde seit Jahrhunderten erfolgreich mit Lehm gebaut. Leicht und schnell sind Lehmbauwerke zu reparieren. Gerade in der Denkmalpflege ist es deshalb ein immer häufiger genutzter Baustoff, um die Haltbarkeit der Bausubstanz zu verlängern. Man besinnt sich wieder auf die vielen unersetzlichen Eigenschaften des Lehmes, gerade weil in den letzten Jahrzehnten Zehntausende Fachwerkhäuser durch falsche Materialwahl kaputtsaniert wurden (SZ vom 21./22.06.1997). Besonders im Fachwerkbau ist der Lehm zweifelsohne am besten geeignetste Sanierungsbaustoff, da seine Gleichgewichtsfeuchte noch unter der des Holzes liegt und dieses somit auf diese Weise konserviert wird. Durch den Entzug der Holzeigenfeuchte wird die Anfälligkeit gegen Schadinsekten oder Pilze wesentlich gemindert. Ein weiterer unbestreitbarer Vorteil des Lehmes liegt darin, dass er selbst nach Tausenden von Jahren seine vorzüglichen Eigenschaften beibehält. Außerdem lässt er sich problemlos wiederverwenden. es gibt keinen anderen Baustoff mit dieser Vielzahl sehr guter Baustoffeigenschaften. Lehm bietet gratis eine guten Schall-, Wärme- sowie Barndschutz und kann den neuesten Forderungen weit mehr als nur Paroli bieten.

Die Zukunft des Lehmbaus
In Deutschland entwickelte sich der Lehm langsam zu einem modernen und beliebten Baustoff. Lehmbau bzw. Lehmbaustoffe sind in Krankenhäusern, Mietwohnungs-, Gesellschaftsbauten und sogar in öffentlichen Bauten bereits wieder zahlreich eingesetzt worden, ob es der moderne Massivlehmbau, die zielgerichtete Anwendung in Kindertagesstätten oder eine verbesserte Wahl des Holztraggerüstes ist. Positiv sind die Vielfältigkeit der bereitstehenden Produkte, beispielhafte Lösungen sowie das gestiegene Interesse für Verbesserungen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Lehm zu verarbeiten und einzubauen. Gemeinsam mit einem Sachkundigen sollte für das jeweilige Bauvorhaben die spezielle Lehmbautechnik ausgewählt werden.

Traditionell und bewährt
Der Baustoff Lehm geriet leider als Baumaterial mehr und mehr in Vergessenheit. So wurde er unbegründet von den "modernen Baustoffen" des Industriezeitalters verdrängt. Gerade durch seine jahrtausendelange Anwendung ist er jedoch weltweit der am längsten und gründlichste erprobte Baustoff. Viele negativen Vorurteile gegen diesen Baustoff sind sehr unbegründet. In Japan war es vorrangig den wohlbetagten Leuten vorbehalten, in Lehmbauten zu wohnen. In unseren Breitengraden war es der "Armeleute - Baustoff" und damit ein minderwertiger Baustoff. Gewiss zu Unrecht anhand der vorteilhaften Materialeigenschaften. Aus dem "uralten" Material werden bereits vielerorts zeitgemäße Bauprodukte hergestellt, die sich nicht nur auf Massivlehmsteine beschränken. Lehmbaustoffe lassen sich problemlos mit einer Vielzahl von wärmedämmenden Baustoffen vermischen. Deshalb werden zur Verbesserung der Wärmedämmung von Bauwerken Lehme vermengt mit Holz, Hanf, Stroh u.a. angeboten. Auch Lehmbauplatten oder kleinere Wandelemente werden hergestellt. Eine große Palette von Produkten wird im Bereich Fertigputze bereitgestellt. Darunter sind sogar Farbputze lieferbar.

Verarbeitung
Die Verarbeitung wird somit noch leichter und problemloser - auch für den handwerklich Ungeübten. Lehm ist ohne Zeitdruck noch am nächsten tag oder auch  später verarbeitbar, da er nicht chemisch abbindet, sondern seine Festigkeit allein durch Trocknung erhält. Als bewährtes Baumaterial überdauert er bei fachgerechter Verarbeitung und geringem Reparaturaufwand Jahrhunderte. Für kreative Gestaltungen und für den Selbstbau ist er außerdem ideal geeignet. Selbstverständlich sind die Naturgesetze auch bei diesem Baustoff einzuhalten. Jedoch verzeiht diese Baumaterial kleinere Fehler, wo andere Baustoffe bereits versagen. Bei vielen heute üblich eingesetzten Baustoffen und Schichtaufbauten wird teilweise die Bauphysik grob missachtet. Schäden werden meist erst Jahre später sichtbar. Die nächste gewaltige, für viele kaum bezahlbare Sanierung steht ins Haus. "Ach hätt´ ich das alles damals schon gewusst" - ist dann die am meisten geäußerte Redewendung.

Auf Erfahrung bauen
Gerade in unserer heutigen Zeit ist es angebracht, auf Altbewährtes zu setzen und die Erfahrungen vorangegangener Generationen zu nutzen, ohne jedoch neue Forschungen handabwinkend abzuwehren. Gegenwart sowie Zukunft dürfen nicht Bauweisen dulden, die umweltbelastend sind, nachhaltig negativ die Gesundheit der Bewohner beeinflussen und belastete Bauflächen hinterlassen. Unser Wohlbefinden liegt nicht nur in einer bewussten Ernährung selbst. Nein, auch die Umgebung ist von großer Wichtigkeit, da der Mensch über die Haut sehr viel Stoffe aufnimmt - leider nicht nur die "Guten" und die zum Leben Notwendigen. Viele Dinge und Sachverhalte wurden noch vor Jahren belächelt. Heute sind diese bereits eine Selbstverständlichkeit. So wird Lehm z.B. auch als Heilmittel wieder geschätzt. Er ist der lebensverträglichste Baustoff überhaupt.

Einsatz von Holzhackschnitzel
Eine seit längerem erprobte Bauart ist die Vermischung von Lehm mit Holzhackschnitzel. Das erdfeuchte Gemisch wird  z.B. zwischen zwei Schalungstafeln eingebaut und umschließt die tragende Holzkonstruktion. Ein in der Bauphase befindliches Objekt kann in Gröbern bei Meißen besichtigt werden. Für den Selbstbau ist es aufgrund des geringen materiellen Einsatzes ein immer häufiger verwendetes System. Es ist zu spüren, dass der Zuspruch für Häuser aus Lehm bzw. der allgemeine Wunsch nach gesundem Wohnraum steigt. Dies ist sicherlich keine Modeerscheinung, sondern vielmehr ein sich langsam änderndes Bewusstseinsdenken der Bevölkerung, die die unschlagbaren Vorteile von Naturbaustoffen erkennt. Mehr und mehr Menschen verbauen deshalb weniger bedenkenlos flüchtig die Produkte der Industrie, denn sie wollen sich nicht den so oft schleichenden Gefahren aussetzen.

 

Planungsbüro für gesundes Bauen
Horst-Vieth-Straße 19
01445 Radebeul

Fon 0351 - 83 87 089
Fax 0351 - 89 56 792
Mobil 0172 - 70 42 990

Michael Reisinger
Dipl.-Ing. (FH) Freier Ingenieur
Portrait info@gesundes-bauen.com www.gesundes-bauen.com
Druckversion Archiv « ähnliche Themen »
 


Michael Reisinger
Dipl.-Ing. (FH) Freier Ingenieur
Regionsunabhängige Bauplanung und Baubetreuung für Neubau und Sanierung
... [...mehr]

 

 

© oe-b-dd 2006
last update:
 


nach oben

zurück