Ältester
und modernster Wandbaustoff
Lehm ist mehr als nur Dreck. Er ist der älteste Baustoff
der Welt und zugleich der modernste. Weltweit verlassen sich
Menschen seit Jahrtausenden auf den Baustoff Lehm. Die Vorteile
sind unbestreitbar: Lehm ist ein natürlicher Baustoff, mit
geringem Energieaufwand gewinnbar, leicht ohne komplizierte
Technik zu verbauen und er ist ohne chemische Umwandlungsprozesse
für unsere Bauindustrie ein sehr hochwertiger Baustoff. Nicht
umsonst ist er der verbreitetste Baustoff der Welt.
Charakteristika
Auch andere Eigenschaften werden gerade in unseren hochentwickelten
Industrieländern immer mehr geschätzt. So reguliert Lehm hervorragend
die Raumfeuchtigkeit, ist hautfreundlich, bindet Schadstoffe
und schafft ein gesundes Raumklima. Gerade für Allergiker
und Asthmakranke ist die bedingte geringe Staubaufwirbelung
ein sehr positiver Sachverhalt.
In
Lehmhäusern wird im Sommer wie im Winter eine fast gleichbleibende
Raumfeuchte von ca. 50% gemessen. Genau dieser Feuchtigkeitsgrad
wird zur Erhaltung der Kulturgüter in Museen gefordert. Für
unsere Atmungsorgane und für unser Wohlbefinden ist es die
am besten geeignetste Raumfeuchtigkeit. In den meisten Wohnungen
besteht ein Reizklima - zu hohe Feuchtigkeiten im Sommer und
viel zu niedrige im Winter. Die Folge von zu trockener Luft
sind massive Staubansammlungen, die nicht nur unserer Lunge
schaden. Bewohner von alten Häusern wissen oftmals nicht,
dass sie ein Lehmhaus bewohnen. Wenn sie über ihr Haus sprechen,
wird als erstes das gute Raumklima gelobt. Für viele wird
der Lehmbau nur in Verbindung mit Fachwerkhäusern gesehen.
Auch hat der Lehmbau längst nichts mehr mit "Müsliarchitektur"
oder "Ökospinnerei" zu tun. Dafür gibt es bereits
zu viele positive Beispiele im privaten sowie im öffentlichen
Bereich. Mit Lehm, auch in Verbindung mit anderen Naturmaterialien
, lassen sich nicht nur gesunde Wohnhäuser schaffen, sie können
auch unter modernsten architektonischen Gesichtspunkten entstehen.
Es lässt sich nahezu jede Vorstellung verwirklichen. Für Wandoberflächen
bietet er in der modernen Architektur grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten.
Bis hin zu spiegelglatten Oberflächen ist alles ausführbar.
Foto: Beginnende Ausfachung mit Holzschnitzel-Leichtlehm
bei der Außenwand
Anwendungsgebiete
Nicht nur für den Neubau ist dieser Baustoff interessant.
Ein großes Einsatzfeld ist in bauwerkserhaltenden und bauwerksaufwertenden
Maßnahmen sowie im Denkmalschutz zu sehen. Lehmbau wird zunehmend
wichtiger und wird bewusster eingesetzt - nicht nur im Selbstbau.
Er eignet sich ideal zum Ausgleichen von Wandunebenheiten in
alten Häusern und ist vom Laien unter Anleitung relativ einfach
zu verarbeiten. Für die Verarbeitung mit modernen Baumaschinen
ist er bestens geeignet. Damit wird Lehm auch in unserer marktwirtschaftlich
orientierten Gesellschaft immer interessanter. Beispielsweise
in der Schweiz, Frankreich, Holland, Österreich und den USA
wird Lehm seit Jahren weit unkomplizierter eingesetzt und geschätzt.
Für
Lehm sprechen auch seine Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit.
Das älteste erhaltene deutsche Fachwerkhaus stammt aus dem
Jahr 1327. Im Jemen gibt es sogar 3600 Jahre alte Lehmhäuser.
Ein Massivlehmhaus in Dothen, Kreis Jena, stammt aus dem Jahre
1592. Auch das Hauptgebäude der Frankeschen Stiftung in Halle
mit 141m Länge und fünf Stockwerken steht seit 230 Jahren
sicher an Ort und Stelle. Man sieht, auch in Deutschland wurde
seit Jahrhunderten erfolgreich mit Lehm gebaut. Leicht und
schnell sind Lehmbauwerke zu reparieren. Gerade in der Denkmalpflege
ist es deshalb ein immer häufiger genutzter Baustoff, um die
Haltbarkeit der Bausubstanz zu verlängern. Man besinnt sich
wieder auf die vielen unersetzlichen Eigenschaften des Lehmes,
gerade weil in den letzten Jahrzehnten Zehntausende Fachwerkhäuser
durch falsche Materialwahl kaputtsaniert wurden (SZ vom 21./22.06.1997).
Besonders im Fachwerkbau ist der Lehm zweifelsohne am besten
geeignetste Sanierungsbaustoff, da seine Gleichgewichtsfeuchte
noch unter der des Holzes liegt und dieses somit auf diese
Weise konserviert wird. Durch den Entzug der Holzeigenfeuchte
wird die Anfälligkeit gegen Schadinsekten oder Pilze wesentlich
gemindert. Ein weiterer unbestreitbarer Vorteil des Lehmes
liegt darin, dass er selbst nach Tausenden von Jahren seine
vorzüglichen Eigenschaften beibehält. Außerdem lässt er sich
problemlos wiederverwenden. es gibt keinen anderen Baustoff
mit dieser Vielzahl sehr guter Baustoffeigenschaften. Lehm
bietet gratis eine guten Schall-, Wärme- sowie Barndschutz
und kann den neuesten Forderungen weit mehr als nur Paroli
bieten.
Die Zukunft des Lehmbaus
In
Deutschland entwickelte sich der Lehm langsam zu einem modernen
und beliebten Baustoff. Lehmbau bzw. Lehmbaustoffe sind in
Krankenhäusern, Mietwohnungs-, Gesellschaftsbauten und sogar
in öffentlichen Bauten bereits wieder zahlreich eingesetzt
worden, ob es der moderne Massivlehmbau, die zielgerichtete
Anwendung in Kindertagesstätten oder eine verbesserte Wahl
des Holztraggerüstes ist. Positiv sind die Vielfältigkeit
der bereitstehenden Produkte, beispielhafte Lösungen sowie
das gestiegene Interesse für Verbesserungen. Es gibt unzählige
Möglichkeiten, Lehm zu verarbeiten und einzubauen. Gemeinsam
mit einem Sachkundigen sollte für das jeweilige Bauvorhaben
die spezielle Lehmbautechnik ausgewählt werden.
Traditionell und bewährt
Der Baustoff Lehm geriet leider als Baumaterial mehr und
mehr in Vergessenheit. So wurde er unbegründet von den "modernen
Baustoffen" des Industriezeitalters verdrängt. Gerade
durch seine jahrtausendelange Anwendung ist er jedoch weltweit
der am längsten und gründlichste erprobte Baustoff. Viele
negativen Vorurteile gegen diesen Baustoff sind sehr unbegründet.
In Japan war es vorrangig den wohlbetagten Leuten vorbehalten,
in Lehmbauten zu wohnen. In unseren Breitengraden war es der
"Armeleute - Baustoff" und damit ein minderwertiger
Baustoff. Gewiss zu Unrecht anhand der vorteilhaften Materialeigenschaften.
Aus dem "uralten" Material werden bereits vielerorts
zeitgemäße Bauprodukte hergestellt, die sich nicht nur auf
Massivlehmsteine beschränken. Lehmbaustoffe lassen sich problemlos
mit einer Vielzahl von wärmedämmenden Baustoffen vermischen.
Deshalb werden zur Verbesserung der Wärmedämmung von Bauwerken
Lehme vermengt mit Holz, Hanf, Stroh u.a. angeboten. Auch
Lehmbauplatten oder kleinere Wandelemente werden hergestellt.
Eine große Palette von Produkten wird im Bereich Fertigputze
bereitgestellt. Darunter sind sogar Farbputze lieferbar.
Verarbeitung
Die
Verarbeitung wird somit noch leichter und problemloser - auch
für den handwerklich Ungeübten. Lehm ist ohne Zeitdruck noch
am nächsten tag oder auch später verarbeitbar, da er
nicht chemisch abbindet, sondern seine Festigkeit allein durch
Trocknung erhält. Als bewährtes Baumaterial überdauert er
bei fachgerechter Verarbeitung und geringem Reparaturaufwand
Jahrhunderte. Für kreative Gestaltungen und für den Selbstbau
ist er außerdem ideal geeignet. Selbstverständlich sind die
Naturgesetze auch bei diesem Baustoff einzuhalten. Jedoch
verzeiht diese Baumaterial kleinere Fehler, wo andere Baustoffe
bereits versagen. Bei vielen heute üblich eingesetzten Baustoffen
und Schichtaufbauten wird teilweise die Bauphysik grob missachtet.
Schäden werden meist erst Jahre später sichtbar. Die nächste
gewaltige, für viele kaum bezahlbare Sanierung steht ins Haus.
"Ach hätt´ ich das alles damals schon gewusst" -
ist dann die am meisten geäußerte Redewendung.
Auf Erfahrung bauen
Gerade in unserer heutigen Zeit ist es angebracht, auf
Altbewährtes zu setzen und die Erfahrungen vorangegangener
Generationen zu nutzen, ohne jedoch neue Forschungen handabwinkend
abzuwehren. Gegenwart sowie Zukunft dürfen nicht Bauweisen
dulden, die umweltbelastend sind, nachhaltig negativ die Gesundheit
der Bewohner beeinflussen und belastete Bauflächen hinterlassen.
Unser Wohlbefinden liegt nicht nur in einer bewussten Ernährung
selbst. Nein, auch die Umgebung ist von großer Wichtigkeit,
da der Mensch über die Haut sehr viel Stoffe aufnimmt - leider
nicht nur die "Guten" und die zum Leben Notwendigen.
Viele Dinge und Sachverhalte wurden noch vor Jahren belächelt.
Heute sind diese bereits eine Selbstverständlichkeit. So wird
Lehm z.B. auch als Heilmittel wieder geschätzt. Er ist der
lebensverträglichste Baustoff überhaupt.
Einsatz von Holzhackschnitzel
Eine seit längerem erprobte Bauart ist die Vermischung
von Lehm mit Holzhackschnitzel. Das erdfeuchte Gemisch wird
z.B. zwischen zwei Schalungstafeln eingebaut und umschließt
die tragende Holzkonstruktion. Ein in der Bauphase befindliches
Objekt kann in Gröbern bei Meißen besichtigt werden. Für den
Selbstbau ist es aufgrund des geringen materiellen Einsatzes
ein immer häufiger verwendetes System. Es ist zu spüren, dass
der Zuspruch für Häuser aus Lehm bzw. der allgemeine Wunsch
nach gesundem Wohnraum steigt. Dies ist sicherlich keine Modeerscheinung,
sondern vielmehr ein sich langsam änderndes Bewusstseinsdenken
der Bevölkerung, die die unschlagbaren Vorteile von Naturbaustoffen
erkennt. Mehr und mehr Menschen verbauen deshalb weniger bedenkenlos
flüchtig die Produkte der Industrie, denn sie wollen sich
nicht den so oft schleichenden Gefahren aussetzen.
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